Eine einzige lange Saite durchspannte die gesamte Länge des unteren Kellergewölbes im „Höchster Schlossplatz 1“. Als Resonatoren dienten zwei Ölfässer: Volker Staub braucht für seine Musik keine Megatechnik. …weiterlesen
Konzertkritiken
Sol Gabetta lässt Schumann einleuchten
Sol Gabetta ist wirklich klasse: Mit ihr als Solistin wirkte Schumanns Violoncellokonzert keineswegs (wie sonst allzu oft) wie das amorphe Spätwerk eines Syphiliskranken. …weiterlesen
Vision String Quartet macht Klassik lebendig
Wie liebliche Wässerchen plätscherten die Sechzehntel in Geigen und Bratsche zu Beginn von Schuberts Quartettsatz c-Moll D 703. Als wolle er sie warnen, schwoll Der Einsatz des Cellisten mächtig an. Geistesgegenwärtig gestalteten die vier jungen Männer vom Vision String Quartet das folgende forzatissimo wie den Knall gegen einen Fels. …weiterlesen
Inhärente melodische Patterns
„Wenn diese Musik richtig gespielt wird“, sagte Ligeti über sein Klavierkonzert, „wird sie nach einer gewissen Zeit abheben wie ein Flugzeug nach dem Start“. Verantwortlich sind so genannte „inhärente melodische Patterns“, musikalische Meta-Erscheinungen, die in unserer Wahrnehmung entstehen, obwohl sie nicht real gespielt werden. …weiterlesen
Pierre-Laurent Aimard im Zoo und in den Wolken
„Kunstreligion“ muffelt verächtlich, wer lieber geistige Schubkästchen füllt, als sich jenseits der Komfortzone einer Erfahrung zu öffnen. …weiterlesen
Vokalensemble Solistes XXI im Kaiserdom
Auf dieses Konzert hatte man sich schon lange gefreut: Das französische Ensemble Solistes XXI sang Vokalmusik aus der Zeit, in der viele Häuser der rekonstruierten Frankfurter Altstadt entstanden sind, kombiniert mit der Musiksprache des zwanzigsten Jahrhunderts, gekrönt vom in strahlende Klänge gefassten Ewigen Licht im Lux Aeterna von György Ligeti. …weiterlesen
Ferneyhough-Uraufführung nach 53 Jahren
Eine Uraufführung nach 53 Jahren? Sind die„Gerhard Variations“ von Brian Ferneyhough dermaßen schwer, dass erst das Ensemble Modern sie wuppen konnte? Das hätte ins Bild gepasst. Aber was passt schon ins Bild? …weiterlesen
Robert Schumanns Genie und Wahnsinn
Über dreißig Jahre hütete der Komponist Aribert Reimann (geboren 1936) ein Geheimnis: im Nachlass seines Onkels, eines Psychiaters, hatte er die Krankenakte von Robert Schumann (gestorben 1856) gefunden. …weiterlesen
Vom Faschismusopfer zur Flucht ins Galante
„Im Gedenken an die Opfer des Faschismus und des Krieges“ überschrieb Dmitri Schostakowitsch sowjet-ideologiekonform sein Achtes Streichquartett. Mit „Opfer“ meinte er jedoch nicht zuletzt sich selbst, zerstört durch den Faschismus der Sowjets. …weiterlesen
Von politischem Hass und zögernder Liebe
„Da stimmt was nicht“, dachte Isabel Mundry: ein achtzehnjähriger Gymnasiast hatte 2016 im Münchner Olympia-Einkaufszentrum neun Menschen getötet und sich auf ein Dach geflüchtet. In ohnmächtiger Wut brüllte ein Anwohner auf den Attentäter ein, in einem Wortschatz, den man eher dem Mörder zuordnen würde, der seinerseits in gepflegtem Deutsch reagierte. Ein Dritter filmte die Szene, stellte sie auf Youtube ein und ermöglichte der Komponistin die Diagnose „Leerraum aus Sprachlosigkeit“. …weiterlesen