Telemann und die Liebe

Ensemble La Stagione beim Forum Alte Musik

 

„Telemann und die Liebe“ war das jüngste Konzert des Frankfurter Ensembles La Stagione im Kaisersaal überschrieben. Im Mittelpunkt standen zwei Trauungskantaten, für die Telemann – möglicherweise aus wirtschaftlichen Erwägungen – auch die Texte selbst geschrieben hatte. Mit derartigen Gelegenheitskompositionen besserte er sein ohnehin üppiges Gehalt als Frankfurts städtischer Musikdirektor und Kapellmeister der Barfüßer- und der Katharinenkirche noch weiter auf und die Telemanngesellschaft hat die mühevolle Arbeit auf sich genommen, einige davon aus einer sehr schlechten Quellenlage heraus zu rekonstruieren. Zeitbedingt hatten Telemanns Texte nichts mit Romantik zu tun und das Voyeur-Futter aus Telemanns geschiedener Ehe, in der er sich vergleichbar fruchtbar gezeigt hatte, wie im Komponieren, beschränkte sich auf eine Darlegung des reproduktions- und haushaltstechnisch funktionellen bürgerlichen Frauenideals der Barockzeit: „Lieblich und schöne sein ist nichts“, war die eine Kantate (TVWV 11:27) überschrieben, „Ein wohlgezogen Weib ist nicht zu bezahlen“ die andere (TVWV 11:23).

In seinem Telemann-Projekt bringt „La Stagione“ auch immer einen Komponisten zu Gehör, der mit Telemann befreundet war, in diesem Falle Johann Sebastian Bach. In der virtuosen kammermusikalischen Aufführung des Brandenburgischen Konzert Nr. 5 D-Dur BWV 1050 für Flöte (Karl Kaiser), Violine (Ingeborg Scheerer), Cembalo und Streicher gewann man den Eindruck, dass die Cembalistin in vollautomatisierter Hochgeschwindigkeit das Tempo zu konstant hielt, um Ihren Mitspielern noch Raum zur Gestaltung zu lassen.

Ansonsten zeigten sich die von Michael Schneider geleiteten Musiker engagiert, wenn auch nicht ganz so hellwach, wie man sie in kleineren Formationen schon erlebt hat. In einem netten Klangbad vermittelten gefällige Melodien in barock-maschinistischer Energetik etwas von der Transzendenz, mit der man vieles ertragen kann.

DORIS KÖSTERKE