Utopien: Schönberg, Brahms, Beethoven

7. Sinfoniekonzert Staatsorchester Darmstadt

„Wenn ich an Lichtspiele denke, so denke ich an zukünftige, die notwendigerweise künstlerisch werden sein müssen. Und zu denen wird meine Musik passen!“, sagte Arnold Schönberg über seine „Begleitmusik zu einer Lichtspielszene“ op. 34. Mit diesem utopischen Stück Ohrenkino begann das 7. Sinfoniekonzert im großen Haus in Darmstadt. Lustvoll gestaltete das wache und sichtlich hochmotivierte Orchester etwa die fahlen Farben des Fiesen.

Das Dirigat der in Estland geborenen Kristiina Poska hinterließ einen angenehmen Eindruck mit ihrer Detailtreue, ihrer aufmerksamen Dosierung der Tempi und der Lautstärken und ihrer Kollegialität, auch gegenüber dem orchestereigenen Solisten im As-Dur-Trompetenkonzert von Alexander Arutjunjan, Manfred Bockschweiger, der für seinen Farbenreichtum und seine technisch blitzsaubere Virtuosität viel Beifall erhielt. Als er die Dirigentin daran teilhaben lassen wollte, trat sie demonstrativ zurück. Ihren Blumenstrauß am Ende des Konzerts gab sie an Konzertmeisterin Sarah Müller-Feser weiter.

In Beethovens Dritter Leonoren-Ouvertüre kam das Trompetensignal, gespielt von Marina Fixle, effektvoll vom Balkon, während das musikalische Geschehen bisweilen auf der Stelle zu treten schien.

Klangsinnlich und transparent gestaltete das Orchester auch Brahms‘ Dritte Sinfonie. Zwar hätte man sich in den Binnensätzen von mehr Emotionalität gewünscht. Dennoch erlebte man darin jene Sehnsucht, die sich selbst viel zu heilig ist, um je nach Erfüllung zu streben.

DORIS KÖSTERKE