Katharina Ruckgaber singt im Holzfoyer

„Halb zog sie ihn, halb sank er hin, Und ward nicht mehr gesehn“ – mit verschmitzter Geste kommentierte Katharina Ruckgaber den Schluss des Schubert-Lieds „Der Fischer“ in kalten Fluten, in denen die mächtig brennende Sehnsucht zweifellos ein Ende fand. Die Sopranistin mit der bestechenden Bühnenpräsenz gab einen Liederabend im Holzfoyer.

Liebe auf Französisch

Wie (fast) immer ging es darin um Liebe, diesmal auch auf Französisch: Etwa im Spiegel einer ungestümen Wetterlage in Poulencs „Air romantique“, todesgewiss in „Beau soir“ von Debussy, als sehr allmählich aufkeimende, stürmisch-sinnlich vertonte Erwartung in „La lune paresseuse“ von Cécile Chaminade (1857-1944), einer spätromantischen Komponistin, die sich künstlerisch dem zwanzigsten Jahrhundert verweigerte, um sich nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs, im Alter von 57 Jahren, ganz der Leitung eines Krankenhauses zu widmen.

Schelmisch

Katharina Ruckgaber bestach durch ihre entwaffnende Natürlichkeit, ihr schelmisches Lächeln, ihre spielerische Untermalung des Gesungenen, etwa in Schuberts „Gretchen am Spinnrade“. Zart eingefädelt blüht ihre strahlkräftige Höhe blumig ummantelt auf. Dass klanglich spürbar Intendiertes nicht immer ansprach, war hoffentlich nur durch einen jahreszeitüblichen Infekt und nicht durch den Opernbetrieb bedingt: Nach drei Jahren im Frankfurter Opernstudio singt sie seit 2017 am Theater Freiburg. Als Gast ist sie in der Darmstädter „Zauberflöte“ zu hören.

Hilko Dumno am Klavier war nur im Ersten Stück, Schuberts „An Silvia“, eine Spur zu laut, kompensierte dies jedoch durch berückend schöne Echoi. Ansonsten begleitete er hellwach und wendig, mal unterstützend bis herausfordernd, mal impressionistisch-klangmalend, in den Poulenc-Liedern stimmig nachglitzernd und mit einem gerade auch im Pianissimo ungemein präzisen Anschlag.

Lieder von Zemlinsky

Ein Schwerpunkt des Konzerts lag bei Liedern von Alexander Zemlinsky, darunter „Vöglein Schwermut“ nach einem Text von Morgenstern, in dessen Klavierpart man das Vögelchen trefflich flattern hört. In „Geflüster der Nacht“ (Theodor Storm) spürte man die leichte ironische Distanz der Sängerin, auch in ihren dezenten Hüftschwüngen zur „Entbietung“ nach einem Text von Richard Dehmel.

Erste Zugabe war das Schubert-Lied „Lachen und Weinen zu jeglicher Stunde“ nach dem vom persischen Sufi-Mystiker Rumi inspirierten Rückert-Text, die zweite ein Da Capo von „Beau soir“.

DORIS KÖSTERKE
09.01.2019