Die Kleine Kammermusik für Telemann

Ob die neue Konzertreihe Die Kleine Kammermusik mit ihrem Fokus auf das solistische und kammermusikalische Schaffen von Georg Philipp Telemann tat­sächlich eine „echte Lücke“ im Frankfurter Kulturleben schließt, wie ihre Initiatoren behaupten? Die Lokalverbundenheit der über den Crowd­funding-Wettbewerb „kulturMut“ ermöglichten Initiative – einerseits über den in Frankfurt „groß“ gewordenen Kompo­nisten, andererseits über Musiker, die „stark mit Frankfurt und miteinander“ verbunden sind, liegt in jedem Fall im Trend.

Dass hier Menschen zu Menschen gekommen waren, die sie kannten und mochten, zeigte im „Von Freundschaft und Glück“ überschriebenen ersten Konzert der Reihe in der Alten Nikolaikirche der üppige, außergewöhnlich wohlwollende Applaus, unter dem die jungen Musiker zusehends an Sicherheit und Ausstrahlung gewannen.

In der Flötensonate Nr. 2 A-Dur spürte man, wie Johannes Berger (Barockcello) und Jürgen Banholzer (Cembalo/Orgel) mit dem Solisten Christian Prader (Traversflöte) atmeten und wie insbesondere der Cellist den musikalischen Verlauf durch mutige Widerreden befeuerte. Die Sonate stammte aus den Methodischen Sonaten, die (anders als heutige Instrumentalschulen) den musi­kalischen „Liebhabern“ vor allem zeigten, wie man eine vorgegebene Melodie im barocken Sinne verziert.

Die Klammer des Konzertes bildete die in verschiedenen Folgen der Zeitschrift „Der getreue Music-Meister“ erschienene Cello­sonate in D-Dur. Weil die Sonate in lockerer Folge er­schie­nen war, verteilte auch Johannes Berger sie über das gesamte Konzert, jeweils als Vor­spiel zu den von Verena Gropper (Sopran) gesungenen Kanta­ten und Opernarien. Das Erscheinen in Fortsetzungen gab musikalischen Liebhabern die Möglichkeit, einen Satz nach dem anderen zu üben. Telemanns Vorteil lag darin, dass die „Sammler“ seiner Sonate der Zeitschrift zumindest für einige Nummern als Kunden treu blieben.

Noch ohne Ablenkung durch Online-Spiele erreichten die „Dilettanten“ oft ein erstaunliches Niveau, zumal sie sich dem Instrumentalspiel mit allen bürgerli­chen Tugenden, wie Ausdauer, Fleiß und Redlichkeit widmeten, denen Telemann – nicht ohne Augenzwinkern – seine Morali­schen Kantaten gewidmet hat, von denen Verena Gropper einige sang.

Die Zugabe, das Da Capo der Arie „Komm, oh Schlaf“ aus der Oper „Germanicus“, sang Verena Gropper auswendig. Mit freien Bli­cken ins Publikum vermittelte sie endlich auch das Augenzwinkern in Telemanns Musik. Endlich warmgesungen und spielerisch frei nahm sie restlos für sich ein.

DORIS KÖSTERKE

6.6.18