Meyer – Mönkemeyer – Youn

Emotional wie strategisch präsent

Sabine Meyer, Nils Mönkemeyer und William Youn bei der Frankfurter Museumsgesellschaft

 

Die Kombination von Klarinette und Viola hat einen eigenen Klangreiz. Schillernder Farbenreichtum der emotionalen Wärme, sanftes Ineinander-Einfühlen und integrative Sehnsucht sind nur ein paar benennbare Aspekte, die das, was Klarinettistin Sabine Meyer, Bratscher Nils Mönkemeyer und William Youn am Klavier auf Einladung der Frankfurter Museums-Gesellschaft im Mozart Saal der Alten Oper geboten haben, nur unzureichend skizzieren. Auch, wenn nicht alle gebotenen Stücke rundweg überzeugten. Etwa Robert Schumanns ursprünglich für Pedalflügel geschriebenen Sechs Studien in kanonischer Form op. 56, die der den Schumanns überaus verbundene Komponist Theodor Kirchner (1823–1903) für Klaviertrio bearbeitet hatte. Für sein op.56 hatte Schumann sich intensiv mit barocker Fugenkunst auseinandergesetzt. Das Resultat ist sehr viel durchhörbarer als seine historischen Vorbilder, aber irgendwie fehlt ihm Binnenspannung. Das versuchten Meyer und Mönkemeyer mit viel eigenem Profil zu kompensieren, wobei William Youn mitunter unentschlossen wirkte, in welchem der spontan sich anbietenden Tonfälle er darauf sollte.

Die offensichtlich spontanen Momente, die in den spürbar gründlich durchgeplanten Interpretationen verblieben waren, machten die Zuhörer innerlich zu Mitgestaltern: Indem man sich selbst fragt, Man fragt sich Um sich berieseln zu lassen, war das Gebotene mit seinen raschen Wechseln von Idiomen und Emotionen zu komplex.

Sehr viel knackiger ging es in den Rumänischen Volkstänzen von Béla Bartók für Viola und Klavier zu. Mönkemeyer ist technisch dermaßen souverän, dass er sich vorbehaltlos auf kühne geräuschnahe Folklorismen bis hin zum reizvollen Kontakt mit dem Teufel persönlich einlassen kann. Wie jede seiner Gesten durch seinen ganzen Körper ging und dadurch zum Träger eines geistigen, körperlichen und emotionalen Sinns wurde, provozierte Jubel und Bravos. Die bekam auch Sabine Meyer im sich anschließenden „Scaramouche“ für Klarinette und Klavier von Darius Milhaud, besonders für den Finalsatz „Brazileira“, in der ihr ein bei aller spürbaren Anspannung überzeugendes afrobrasilianisches Idiom voll Temperament und Spielwitz gelang.

Hauptwerk des Abends waren die Acht Stücke op. 83 von Max Bruch, die mithin von den vorangegangenen Märchenerzählungen op. 132 von Robert Schumann inspiriert waren.

Spürbar miteinander einig hatten die drei Interpreten den Notentext konturen- und facettenreich ausgelotet und ihre Interpretation dramaturgisch sorgsam durchgeplant. Ohne manieriert zu wirken, füllten sie mit emotionaler und strategischer Präsenz. Auch die beiden Zugaben von Mozart erklangen jenseits jeder konventionellen Glätte: die erste stammte aus dem Londoner Skizzenbuch des Achtjährigen. Die zweite war das Menuett aus dem Kegelstatt Trio Es-Dur KV 498, dem ersten Werk der Musikgeschichte für die Kombination von Klarinette, Viola und Klavier.

DORIS KÖSTERKE