Den Mainzer Musiksommer 2021 eröffnete ein Tschechisch-Deutsches Kammerorchester mit einem Konzert „Goldenes Prag“.
MAINZ. Märchenhaft waren die ersten Klänge in Dvořáks Streicherserenade E-Dur, op. 22. Mit dem hochsensiblen Aushorchen leisester Klänge eröffneten junge Streicher den Mainzer Musiksommer 2021. Zu diesem Anlass im Großen Saal des Schlosses hatte sich ein Tschechisch-Deutsches Kammerorchester zusammengefunden, aus Stipendiaten der Villa Musica und Mitgliedern der Tschechischen Kammermusik-Akademie. Hintergrund: Deren Gründer, Tomáš Jamník, war selbst einmal Stipendiat der Villa Musica. Diese Zeit hat ihn so begeistert, dass er 2006 das Prager Pendant zur Mainzer Spitzenmusikerschmiede ins Leben rief.
Für die Kooperation mit der Villa Musica sind die Macher des Mainzer Musiksommers, Alexandra Hodapp und Michael Heintz, ebenso dankbar, wie für die Synergie-Effekte mit den Mainzer und Karlsruher Meisterkonzerten, die sie ebenfalls betreuen. So können sie auch in diesem Jahr wieder die bewährte bunte Palette von Populärem und Hochkultur, von alter Musik bis Weltmusik anbieten. „Da ist für jeden etwas dabei und wer sich auf Ungewohntes einlässt, wird was Lohnendes entdecken“, verspricht Michael Heintz. – „Wir machen weiter und gucken, was geht“, sagt Alexandra Hodapp. Hilfe kommt auch von Menschen aus dem Stammpublikum: „Sie kaufen Karten, auch wenn sie nicht kommen können. Einfach, um die Sache, vor allem die jungen Künstler zu unterstützen“, sagt Hodapp.
Junge Künstler tragen ihre eigenen Ideen in die Musik. An diesem Abend leiteten abwechselnd Geiger Andreas Feldmann und Cellist Tomáš Jamník, jeweils von ihren Pulten aus ihre Mitspieler. Auch Pultwechsel innerhalb der Stimmen zeigten, dass man die Hierarchie traditioneller Orchester hier nicht pflegen wollte. Spürbar waren die hohe Klangkultur und eine sanfte Art des Umgangs miteinander. Wobei durchgreifende Impulse und Akzente dem Gesamterlebnis sicher gut getan hätten. Zumal in Mozarts Doppelkonzert für Harfe und Flöte KV 299, in dem man schon zwischen Flötistin Sylvie Schelingerová und Harfenistin Amela Tokarska nur wenig energetische Kommunikation spürte.
Im Zentrum des Konzerts standen drei in Prag geschriebene Mozart-Arien. Sonja Grevenbrock sang sie intonationssicher in einem ebenmäßigen, angenehm weichen Timbre, das allerdings besser zu Dvořáks „Lied an den Mond“ passte, dem abschließenden Ohrwurm für den Rest des Abends.
DORIS KÖSTERKE
Am 23. 7. spielt das Aris Quartett Werke von Beethoven, Mendelssohn und Schulhoff, am 25.7. kommt das Vokalensemble amarcord, am 1. August wird man den Bratscher Micha Afkham hören, am 4. das Trio Macchiato mit Weltmusik. Am 6. spielt Blockflöter Maurice Steger mit Avi Avital (Mandoline) und Sebastian Wienand (Cembalo), am 11. das Barrios Guitar Quartet, am 14. kommt Klavier-Virtuose Martin Stadtfeld, am 20. das sonic.art Saxophonquartett. Am 22. nehmen Shira Majoni, Alexander Hülshoff und Claudio Piastra mit auf eine Rundreise von Vivaldi bis Villa-Lobos. Zum Abschluss am 3.9. dirigiert Michael Francis eine von Hanns Eisler, Erwin Stein und Karl Rankl geschaffenene Kammermusikfassung von Bruckners Siebter.