Souverän und gelassen wirkten die Stipendiaten des aktuellen Jahrgangs der Internationalen Ensemble Modern Akademie (IEMA) im Prüfungskonzert zum Abschluss ihres Masterstudiengangs. Im Kleinen Saal der Frankfurter Musikhochschule schien es ihnen wichtiger, in emphatischem Sinne zusammen Musik zu machen, als eine bessere Note herausschinden. Das erste Stück, On and Off 2 (2008) von Joanna Bailie bestritten sie mit sechs Radios. Beim Regeln der Lautstärken nach einer digitalen graphischen Partitur hörten sie so genau aufeinander, dass ein feines spannungsreiches Gewebe aus Energiefäden entstand. Die Fünf Orchesterstücke op. 16 von Arnold Schönberg, die der Komponist selbst 1920 für Kammerorchester bearbeitetet hatte, profitierten von den beherzten solistischen Impulsen von Justine Ehrensperger (Flöte), Sergi Bayarri Sancho (Klarinette), Melanie Rothmann (Oboe), Ronan Whittern (Fagott), Ona Ramos Tintó (Horn), Mishi Stern (Violine), Robin Kirklar (Viola), Nathan Watts (Cello) und Dominique Chabot (Kontrabass), während Emmanuelle Fleurot am Klavier und Martin Pérénom am Harmonium den Klang unterfütterten. Die Oboistin behauptete sich technisch souverän in vier von fünf Stücken, besonders in Plot in Fiction per oboe e undici strumenti (1986) von Luca Francesconi. Der glaubwürdige Einsatz des Cellisten Nathan Watts machte Your time is over per violoncello e 9 strumenti (1993) von Fausto Romitelli zu einer existentiellen Erfahrung.
Brauchen derart reife Musiker überhaupt einen Dirigenten? In „Das Nein-Doch Spiel“ von Daniel Moreira für Oboe, Perkussion und Streichtrio (2011) zeigte Dirigent Musashi Baba seine Relevanz zumindest für das Publikum: er signalisierte einen raschen Spannungsabbau, als sei das Stück zu Ende. Der Applaus folgte prompt. Doch der eigentliche Schluss des Stückes wurde später nachgeliefert.
DORIS KÖSTERKE
19.09.19